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Fotoreisen mit Johannes Kowalewski

Im Interview: Landschaftsfotograf Johannes über die Magie von Fotoreisen

Mehr als nur schöne Bilder

Elisa Stoll / 16.04.2025 Blog author avatar

Frühmorgens im Nebel, allein mit der Kamera und der stillen Magie der Natur – für Johannes sind das die Momente, in denen alles zusammenkommt.
Im Interview spricht der Landschaftsfotograf und Fotoreiseleiter über seine ersten Schritte mit der Kamera, das besondere Licht im Wald, und warum gute Fotoreisen vor allem eines brauchen: Geduld, Offenheit – und manchmal einfach nur einen Schokoriegel im Rucksack.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski

Erinnerst du dich noch an dein erstes Foto, auf das du richtig stolz warst? Was war das Motiv?

Das erste Foto, auf das ich so richtig stolz war – und das ich damals wirklich jedem gezeigt habe – entstand in der Lüneburger Heide am Totengrund. Ich hatte zwar schon länger fotografiert, aber es war das erste Mal, dass ich bewusst eine Fotolocation zum Sonnenaufgang aufgesucht habe.
Die Wettervorhersage sah vielversprechend aus, also machte ich mich mitten in der Nacht auf den Weg nach Niederhaverbeck. Vom Parkplatz ging es noch knapp eine Stunde zu Fuß bis zum Spot. Als ich dort ankam, lag der Totengrund mit blühender Heide und Wacholderbüschen in dichtem Nebel vor mir. Die aufgehende Sonne tauchte die Landschaft dann in ein goldenes Licht und alles fing an zu leuchten – ein magischer Moment, den ich nie vergessen werde.

Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen – und wann wurde daraus mehr als ein Hobby?

Ich war schon immer gern draußen in der Natur unterwegs, anfangs vor allem wandernd. Irgendwann begann ich, eine kleine Digitalkamera mitzunehmen, um meine Touren zu dokumentieren und die Erlebnisse mit Freunden und Familie teilen zu können.
Relativ schnell merkte ich, dass mir das Fotografieren mindestens genauso viel Spaß macht wie das Wandern – wenn nicht sogar mehr. Auch wenn es noch eine Weile dauerte, bis ich meine Touren komplett auf das Fotografieren ausrichten würde, war es bereits um mich geschehen und die Landschaftsfotografie war von nun an ein fester Bestandteil in meinem Alltag.

Gab es einen bestimmten Moment oder eine Reise, bei der du wusstest: Das ist mein Weg?

Einen einzelnen „Schlüsselmoment“ gab es bei mir nicht. Vielmehr war es ein schleichender Prozess. Die Fotografie nahm immer mehr Raum in meinem Leben ein, bis sie schließlich im Mittelpunkt stand. Irgendwann war klar: Ich richte meine gesamte Freizeit danach aus.
Noch bevor ich daran dachte, Workshops zu geben oder mein Wissen zu teilen, verbrachte ich jede freie Minute draußen mit der Kamera. Und bis heute empfinde ich es als großes Geschenk, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte und Fotoreisen anbieten kann.


Fotoreisen 2025 mit Johannes Kowalewski


Was fasziniert dich an der Landschaftsfotografie besonders?

Ganz besonders mag ich die kleinen, unscheinbaren Momente in der Natur, die häufig übersehen werden. Auch wenn Schleswig-Holstein mit der Nord- und Ostsee zwei ganz tolle Gegenden zum Fotografieren hat, ist die Landschaft im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland (z.B. Alpenvorland, Sächsische Schweiz, Lüneburger Heide, Schwarzwald) deutlich ruhiger und leiser. Die meisten Motive in dieser Landschaft drängen sich nicht auf und sind erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar. Aus diesem Grund besuche ich ganz viele Spots immer wieder, um in einem besonderen Lichtmoment die Essenz des Ortes einzufangen. Mich fasziniert bei der Landschaftsfotografie die Einzigartigkeit des Momentes - ein Berg ist immer spektakulär, aber die kleine Szene am Waldrand ist vielleicht nur einmal im Leben so schön wie an diesem Morgen.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski
Fotoreisen mit Johannes Kowalewski

Gibt es ein Tier oder ein Landschaftsmotiv, das dir nie langweilig wird?

Wenn ich nur noch ein Motiv fotografieren dürfte, wäre es ein nebeliger Wald. Wälder und Bäume faszinieren mich seit jeher – vielleicht auch ein Grund, warum ich ursprünglich Forstwirtschaft studiert habe. Und nichts ist schöner, als im Nebel durch den stillen Wald zu laufen.
Der Nebel reduziert das visuelle Chaos, trennt Ebenen und bringt Ordnung in die Komposition. Selbst monotone Fichten-Plantagen können im Nebel absolut spektakulär aussehen und tolle Fotomotive liefern.

Welche deiner bisherigen Fotoreisen ist dir am meisten im Gedächtnis geblieben – und warum?

Definitiv meine erste Fotoreise nach Madeira. Zum einen, weil es meine erste selbst geleitete Reise überhaupt war – was an sich schon aufregend und extrem lehrreich war. Zum anderen, weil das Wetter komplett verrückt spielte. Statt der erwarteten 20 Grad und Sonnenschein hatten wir Orkanböen, Regen und sogar Schnee in den Bergen.
Trotz der wirklich widrigen Bedingungen haben wir das Beste aus unseren Tagen auf der Insel gemacht und sind dennoch mit tollen Bildern nach Hause gefahren. Die Reise hat mir gezeigt, wie wichtig Flexibilität und Begeisterung beim Fotografieren ist - auch die besten Pläne müssen verworfen werden, wenn das Wetter nicht mitspielt, aber die Gruppe war stets gut drauf und motiviert alternative Motive zu fotografieren. Diese Erfahrung hat mir klar gemacht, dass ich unbedingt weitere Reisen leiten möchte.

Fotoreise Johannes Kowalewski

Was macht für dich eine gelungene Fotoreise aus – jenseits der Technik?

Technik ist wirklich nicht alles. Die heutigen Kameras sind durchweg auf einem Niveau, mit dem sich großartige Fotos machen lassen – unabhängig von Marke oder Alter.
Was eine Fotoreise wirklich ausmacht, ist der Austausch. Viele Teilnehmende haben im Alltag kaum Gelegenheit, sich intensiv mit Fotografie zu beschäftigen. Auf unseren Reisen nehmen wir uns Zeit – zum Fotografieren, Reden, Lernen und gegenseitigen Inspirieren. Eine Woche mit Gleichgesinnten unterwegs zu sein, ist jedes Mal eine großartige Erfahrung. Wenn dann auch noch das Wetter mitspielt und es ab und an einen leckeren Kaffee gibt, ist die Reise wirklich gelungen.

Wie sieht ein perfekter Tag auf Reisen für dich aus?

Ein perfekter Fotoreisetag beginnt noch vor Sonnenaufgang. Auch wenn der Wecker mitten in der Nacht klingelt – die Vorfreude auf das erste Licht überwiegt. Am Spot angekommen bleibt noch ein Moment für die Stille der Nacht, bevor wir die Kameras aufbauen.
Die blaue Stunde bricht an und verspricht einen herrlichen Morgen. Erste Wolken werden von der Sonne angeleuchtet und der Himmel färbt sich langsam in den schönsten Pastellfarben. Nach einem grandiosen Sonnenaufgang geht es zurück zur Unterkunft – Frühstück und Kaffee inklusive.
Tagsüber bleibt Zeit für Bildbesprechung, Bearbeitung oder einen kleinen Mittagsschlaf. Gegen Nachmittag brechen wir wieder auf und fahren zu unserem Spot für den Sonnenuntergang. Nachdem wir bereits am Morgen so viel Glück mit dem Wetter hatten, sieht es auch für den Abend wieder sehr vielversprechend aus. Der Himmel leuchtet in den schönsten Rottönen und wir bleiben auch lange nach Sonnenuntergang, um die verschiedenen Stimmungen des Abends einzufangen. Mit vollen Speicherkarten und einem Lächeln auf dem Gesicht geht es zum Abendessen. Und morgen beginnt alles wieder von vorne.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski
Fotoreisen mit Johannes Kowalewski

Was darf in deinem Fotorucksack auf keinen Fall fehlen – und was ist oft zu viel?

Snacks! Ich vergesse beim Fotografieren häufig alles um mich herum – inklusive Hunger. Ein paar Schokoriegel im Rucksack haben mir schon mehr als einmal geholfen. Mit knurrendem Magen lässt es sich einfach nicht entspannt das nächste Motiv fotografieren.
Wenn es eher um klassische Ausrüstungsgegenstände geht, dann darf auf keinen Fall ein kleiner Blasebalg im Rucksack fehlen. Mit dem Blasebalg lassen sich im Handumdrehen kleine Staubkörner auf dem Sensor oder Regentropfen auf dem Objektiv entfernen. Das hat mir schon das ein oder andere Bild gerettet.
Über die Jahre habe ich meine Fotoausrüstung inzwischen auf das Wesentliche reduzieren können. So besitze ich insgesamt nur 3 Objektive, die aber den gesamten Brennweitenbereich von 16 bis 400 mm abdecken. In meinem Fotorucksack geht es eher minimalistisch zu, sodass ich eigentlich nicht wirklich etwas „zu viel“ dabei habe.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski

Wie gehst du mit schwierigen Bedingungen um – schlechtes Licht, unkooperative Tiere, müde Gäste?

Auch wenn in der Landschaftsfotografie häufiger von schlechtem Licht gesprochen wird, bin ich der Meinung, dass es eigentlich kein „schlechtes“ Licht per se gibt.
Was allerdings der Wahrheit entspricht, ist, dass manche Szenen oder Kompositionen nur in einem bestimmten Licht wirklich gut funktionieren. Sollte das Licht für einen geplantes Motiv mal nicht so sein, wie ich mir das vorgestellt habe, gilt es flexibel zu sein und nach Motiven zu suchen, lassen die genau in dem Licht aufblühen.
In der Landschaftsfotografie ist es fundamental wichtig, dass wir nicht gegen sondern mit dem gegebenen Licht arbeiten. Das ist auch immer wieder etwas, was ich auf meinen Reisen versuche zu vermitteln. Es lohnt sich nicht stur an einer Bildidee festzuhalten, wenn das Wetter dir ganz andere Motive bietet.
Müdigkeit ist natürlich immer ein großes Thema auf einer Fotoreise. Wie häufig stehen wir sonst mehrere Tage am Stück weit vor Sonnenaufgang auf? Neben einer ordentlichen Portion Koffein in Form von Espresso oder Kaffe hilft hier eine gute Planung. Ich versuche (sofern das Wetter mitspielt) nach zwei oder drei frühen Tagen eine Location zu wählen, die entweder nur eine kurze Anfahrtszeit benötigt oder die nicht unbedingt während des Sonnenaufgangs fotografiert werden muss (z.B. Wasserfälle oder Wälder). So können wir alle mal eine Nacht etwas länger schlafen und starten frisch in die zweite Hälfte des Workshops.

Wer oder was inspiriert dich – fotografisch, aber auch sonst im Leben?

Inspiration ziehe ich aus ganz unterschiedlichen Quellen. Zum einen ist das die Musik, die ich häufig während des Fotografierens höre. Das pendelt meistens zwischen klassischen Komponisten und atmosphärischen, düsteren Metalsongs - vielleicht neige ich deshalb manchmal zu etwas melancholischeren Motiven ;)
Inspiration ziehe ich aber auch aus Büchern, die ich aktuell lese oder aus meinem persönlichen Umfeld. Sei es durch andere Fotograf*innen, deren Bilder ich bewundere und die mich bewusst oder unbewusst beeinflussen oder durch die alltäglichen Geschichten, die ich erzählt bekomme.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski
Kirche auf einem Hügel ragt aus Nebelmeer mit Gebirge im Hintergrund beim Sonnenaufgang

Was tust du, wenn du mal nicht fotografierst? Gibt’s Hobbys, die man nicht erwarten würde?

Tatsächlich bin ich auch ohne Kamera am liebsten draußen unterwegs – wandernd, mit dem Rad oder einfach so. Die Natur ist mein Rückzugsort. Es kommt inzwischen zwar sehr selten vor, dass die Kamera zu Hause bleibt – aber wenn, dann genieße ich die Zeit einfach bewusst.

Was wissen die wenigsten Menschen über dich?

Ich wäre fast aufgrund meiner schlechtes Kunstnoten durchs Abitur gefallen. In der Schule habe ich mich als absolut unkreativ empfunden – immer kurz vor der 5 oder 6. Nur mit viel Verhandlungsgeschick bin ich damals mit einer 5- durchs Abi gekommen.
Diese Selbstzweifel haben mich lange begleitet – und auch am Anfang meiner fotografischen Laufbahn durch zu große Kritik meinen eigenen Bildern gegenüber ausgebremst. Heute sehe ich das anders: Die Fotografie ist für mich das ideale Medium, meine Sichtweise auf die Natur festzuhalten und mich künstlerisch auszudrücken. Schade nur, dass ich das nicht schon früher entdeckt habe.

Wenn du dir jeden Ort der Welt aussuchen könntest – wo würdest du morgen hinreisen?

Das ist eine ziemlich schwere Frage, gibt es doch so viele interessante Orte auf der Welt. Wenn Zeit und Anreise keine Rolle spielten, dann würde ich sagen: Neuseeland. Die landschaftliche Vielfalt auf beiden Insel ist einzigartig. Ich könnte mir gut vorstellen, dort dauerhaft zu leben und zu fotografieren.
Etwas näher dran wäre Spanien mein Favorit. Obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Hitze bin (und mich in den skandinavischen Ländern deutlich wohler fühle), ist kaum ein europäisches Land landschaftlich so abwechslungsreich: spektakuläre Küsten, dichte Wälder, steile Gipfel und faszinierende Halbwüsten – alles auf kleinem Raum.

Fotoreisen mit Johannes Kowalewski
Schwarz-weiß-Fotografie von knorrigen Bäumen im Nebel auf Madeira

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der gerade mit der Fotografie beginnt?

Mach dich nicht so verrückt wegen der Technik. In der Welt von YouTube und Instagram kommt schnell das Gefühl auf, dass du für bessere Bilder immer die neuste Kamera oder das neuste Objektiv brauchst - was aber überhaupt nicht stimmt. Alle Kameras der letzten 10 Jahre sind super und es lassen sich damit ohne Ausnahme großartige Bilder machen.
Investiere deine Zeit lieber, indem du nach draußen gehst und dich mit deiner Kamera, deinem Motiv und einem guten Bildaufbau beschäftigst. Je mehr Zeit du in der Natur verbringst, desto besser lernst du zu verstehen, wie unterschiedliche Lichtsituationen die Landschaft verändern und dein Motiv beeinflussen.
Und vor allem: Kehr immer wieder zu denselben Orten zurück. So lernst du nicht nur deine Umgebung besser kennen, sondern entwickelst auch deinen fotografischen Blick weiter. Je mehr du draußen bist, desto mehr wirst du auch fotografisch wachsen.
Mehr Infos auch auf der Website von Johannes Kowalewski

Reisevorschlag

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  • Transparentes Engagement für den Natur- und Artenschutz

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