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Patagonien erleben:

Meine Puma-Begegnungen im Torres del Paine Nationalpark

Paul Stoll / 07.11.2025 Blog author avatar

Der Torres del Paine Nationalpark gehört zu den landschaftlich schönsten Gegenden in ganz Chile und ist für viele Wanderer, Naturreisende und Fotografen ein echtes Highlight. Der Nationalpark liegt im Süden von Chile, rund 140 Kilometer von der Stadt Puerto Natales entfernt. Berühmt ist er für seine drei nadelartigen Granitberge, die Torres del Paine, die auf vielen Fotos zu sehen sind und den Park sofort wiedererkennbar machen.

Neben seiner einzigartigen Landschaft bietet der Nationalpark in Patagonien auch eine bemerkenswerte Tierwelt. Hier leben Kondore, der Magellanspecht – der zweitgrößte Specht der Welt – sowie die berühmten Sturzbachenten, die sich mutig in die reißenden Gebirgsbäche stürzen. Am häufigsten sieht man jedoch Guanacos, die im Torres del Paine Nationalpark wirklich an jeder Ecke auftauchen. Für die zweitgrößte Katze Südamerikas, den Puma, sind sie die wichtigste Beute.

Meine Motivation & erste Tage im Park

Der Puma war tatsächlich mein Hauptgrund, dem Torres del Paine Nationalpark endlich einen Besuch abzustatten. Ich wollte erst einmal ein Gefühl für den Park bekommen und entschied mich daher, mir neun Tage Zeit zu lassen – auch, um die Puma-Beobachtung in Patagonien intensiver zu erleben.

Da ich zu ich anfang November und somit Beginn der Hauptsaison unterwegs war, waren die Hotels direkt im Nationalpark entweder ausgebucht oder sehr teuer. Deshalb übernachtete ich in Puerto Natales und fuhr jeden Tag in den Park. Es gibt zwei Wege hineinzufahren: westlich über die gut ausgebaute Schotterstraße Y-290 zum Gate Serrano oder über die Y-150 zu den Gates Sarmiento und Laguna Amarga, die recht nah beieinander liegen.

Wichtig: Am Gate Laguna Amarga gibt es kein Internet, daher sollte man die Tickets davor online kaufen. An den anderen Gates ist im Notfall Internet verfügbar.

Eigentlich hatte ich einen Pick-up reserviert, doch bei der Autovermietung bekam ich am Ende einen VW Virtus. Trotzdem waren die Straßen sehr gut befahrbar, selbst mit einem normalen Auto. Da ich am ersten Tag traumhaften Sonnenschein und kaum Wind hatte – in Patagonien ungewöhnlich –, nutzte ich ihn für eine erste Runde durch den Park mit kurzen Wanderstopps.

Wie fast jeden Tag startete ich um 4 Uhr, um zum Sonnenaufgang im Nationalpark Torres del Paine zu sein. Die Sonnenaufgänge sind dort wirklich eine Klasse für sich, vor allem an der Laguna Amarga, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Torres anleuchten und sich im Wasser spiegeln.

auto auf schotterstrasse
pferde grasen auf ebene vor bergkulisse
rot blühender guanacobusch

Auf der Suche nach dem Puma

Mein Fokus lag diesmal weniger auf Trekking, sondern klar auf den Pumas von Patagonien. Der Torres del Paine Nationalpark ist weltweit dafür bekannt, dass man hier mit die besten Chancen hat, Pumas in freier Wildbahn zu sehen – und für Wildlife-Fotografen gehört die Puma-Fotografie in Chile zu den eindrucksvollsten Erlebnissen überhaupt.

Früher wurden Pumas stark gejagt, weil sie Schafen nachstellten. Einige Estancias entdeckten jedoch, dass man mit Puma-Touren deutlich mehr verdienen kann als mit Schafzucht. Dadurch verloren die Pumas ihre Scheu, ohne gefährlich zu werden. Menschen gehören nicht zu ihrem Beuteschema.

Interessanterweise leben viele Pumas außerhalb des eigentlichen Parks – zwischen der Laguna Amarga und dem Gate Sarmiento. Genau dort konzentrierte ich meine Suche. Ohne Genehmigung darf man natürlich nur die öffentlichen Straßen nutzen, aber selbst dort hat man gute Chancen. Wichtig ist frühes Aufstehen: Pumas im Torres del Paine sind vor allem morgens und abends aktiv.

Ich hatte mir eine eigene kleine Route überlegt. Besonders beeindruckt haben mich die Geräusche der patagonischen Steppe – das Flöten des Soldatenstärlings, das Schnattern der Gänse und das ständige Summen des Windes. Ein Highlight des ersten Morgens war ein Stinktier, das direkt auf mich zulief. Wer hier aufmerksam unterwegs ist, wird wirklich belohnt.

stinktier seitenansicht
guanacos aus ebene vor bergkulisse

Meine ersten Puma-Sichtungen

Gegen halb neun an der Laguna Amarga entdeckte ich ein nervöses Guanaco und kurz darauf zwei Wildpferde – alle blickten in dieselbe Richtung. Ich suchte den Hang ab und tatsächlich: Mein erster Puma. Ein Moment, den ich so schnell nicht vergesse. Die Tracker, die später eintrafen, erzählten mir, dass es Viru, ein älteres Männchen, sei. Für jemanden, der sich für Puma-Fotografie begeistert, war das ein perfekter Start.

Da ich nun weniger Druck hatte, besuchte ich am nächsten Tag die Cueva Grande, unweit von Puerto Natales. Abends zog es mich wieder in den Park, wo ich viele Vögel sah: Ibisse, Austernfischer, Möwenkolonien und sogar eine Sumpfohreule.

puma auf berghang
Guanacoshiluetten im Gegenlicht

Weitere Begegnungen
 

Ein paar Tage später entdeckte ich ein prachtvolles Puma-Männchen auf einem Hügelgrat – endlich eine nähere Aufnahme. Kurz danach traf ich auf ein rolliges Weibchen, das keine 30 Meter vor einer Fotografengruppe vorbeilief. Sie setzte sich auf einen Hügel und rief nach einem Männchen. Das sind diese Momente, warum die Puma-Beobachtung in Chile so besonders ist.


pastellfarbener sonnenaufgang im torres del paine nationalpark
Puma steht auf Hügelgrat
Pumaportrait in schwarzweiß
Puma läuft durch Menschengruppe

Der Abschlusstag: Jagdszene in Patagonien

Am letzten Tag wollte ich es nochmal wissen. Erst spät am Nachmittag zeigte sich erneut Viru, das große Männchen. Ich blieb lange, sicher 3 Stunden, während die anderen Autos fuhren. Dann tauchte ein Guanaco am Hügelgrat auf. Lange Zeit nahmen die beiden keinerlei Notiz von einander. Doch nach einigen Minuten entdeckte der Puma das Guanaco und schlich sich an und sprintete los. Das Guanaco entkam knapp, aber es war ein würdiger Abschluss meiner Zeit im Torres del Paine Nationalpark.


Puma beobachtet Guanaco
Puma jagdt Guanaco

Fazit

Wer Pumas sehen möchte, muss in den Torres-del-Paine-Nationalpark! Ob man Pumas nun selbst suchen möchte oder lieber eine geführte Tour buchen will, hat seine Vor- und Nachteile. Die Puma-Tracker sind untereinander sehr gut vernetzt und wissen, wo die besten Sichtungschancen sind. Wer nicht viel Zeit hat, dem würde ich eine solche Tour empfehlen, denn selbst zu suchen kann auch anstrengend sein.

Ein weiterer Vorteil der Puma-Tracker ist, dass man – je nach gebuchter Tour – auch direkt in die Steppe auf die privaten Estancias fahren darf und dort zusätzliche Möglichkeiten hat. Man sollte unbedingt darauf achten, dass man keine klassische Roadside-Tracking-Tour bucht, sondern auch ein Hillside-Tracking dabei ist. Natürlich ist alles eine Frage des Budgets.

Ich bin in der Zeit rund 2.600 Kilometer gefahren und hatte vier Pumasichtungen. Allerdings bin ich relativ erfahren, was Katzen angeht, und habe auch ein gutes Fernglas. Einmal hatte ich extremes Glück mit der nahen Begegnung des rolligen Weibchens. Trotzdem sollte man sich im Torres-del-Paine-Nationalpark nicht ausschließlich auf Pumas fokussieren, denn neben der großen Kleinkatze gibt es noch viel mehr zu sehen.


Graufuchs steht im Gras
Wasserfall Torres del Paine

Reisevorschlag

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