Alles in allem eine sehr schöne Reise mit einem freundlichen, engagierten und kundigen Reiseleiter. Ich habe die Reise für meine 15-jährige Tochter und mich gebucht, und wir haben eine Reise hinter uns, an die wir uns gerne und mit Freude erinnern werden. Meine Tochter war insbesondere begeistert, mit ihrer Kamera schöne Fotos von Tieren machen zu können.
Für mich war es die erste Reise nach Costa-Rica, und ich habe einiges gesehen und gelernt. Gut gefallen haben mir einige kleinere Eindrücke und Begegnungen, z. B. ein Mittagessen unterhalb eines riesigen Kapok-Baums, bewirtet von einem deutschen Auswanderer. Ich konnte auch ein paar sehr schöne Vögel beobachten, die ich nie zuvor gesehen habe. Zu meiner Überraschung haben mir auch die Aktionen Spass gemacht, zu denen ich zuvor wenig Lust hatte, das Rafting und der Ausritt. Auch Verpflegung und Unterkünfte waren gut. Alles war zuverlässig und gut organisiert.
Dennoch gibt es auch ein paar Dinge, mit denen ich nicht so zufrieden war. Ich finde, dass wir uns für eine Naturreise sehr wenig bewegt haben. Selbst unsere Jüngsten, zwei zehnjährige Jungen, waren körperlich definitiv unterfordert. Am ehesten war noch der Ausflug am Fuße des Arenal etwas, was im Ansatz etwas mit Bewegung zu tun hatte. Insgesamt aber haben wir nur Spaziergänge unternommen, die man getrost auch einem Kindergarten hätte zutrauen können. Dafür waren wir um so länger mit dem Bus unterwegs.
Der versprochene Höhepunkt, eine Begegnung mit dem vulkanischen Costa-Rica, hat nicht stattgefunden. Mal abgesehen von vulkanischem Gestein, war da nicht viel. Kein Kratersee, keine austretenden Dämpfe. Selbst der Gipfel des Arenal blieb in Wolken verhüllt und der Poas war gesperrt. Insgesamt, bei allem Verständnis, eine Enttäuschung.
Natürlich muss sich eine Familienreise an den Bedürfnissen der Kinder orientieren. Und es versteht sich daher von selbst, dass eine solche Reise keine Abenteuer-Expeditionsreise für Erwachsene sein kann. Dennoch wäre aus meiner Sicht in Bezug auf Natur etwas mehr möglich gewesen. Ich würde sagen, die Reise war eher ein travel to culture als ein travel to nature. Wir waren nur auf befestigten Wegen unterwegs. Und auch die Unterkünfte im Regenwald waren bei weitem nicht inmitten der Natur. Sie waren sehr schön, keine Frage. Aber in der Ensenada Lodge waren die prägenden Geräusche die Lastwagen der nahe gelegenen Fernstrasse, sowie Hundegebell und Hahnengeschrei. Warum? Weil die Lodge eben nicht mitten in der Natur, sondern mitten in stark besiedeltem Kulturland liegt. La Tigra ist schön. Aber eben ein angelegter, relativ junger Sekundärwald mit befestigten Wegen und Teichen. Auch hier ist das nächste Farmland in unmittelbarer Nachbarschaft. Einen natürlichen, echten Urwald haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Bezeichnender Weise hingen die zwei Faultiere, die wir gesehen haben, an Bäumen direkt an Hauptverkehrsstrassen, einmal neben einer Tankstelle und einmal in einer Strassenkehre. Das war nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Im Reiseprospekt war die Begegnung mit einheimischen Kindern ein herausgestelltes Element. Die intensivste Begegnung hat mit der 6-jährigen Tochter des Reiseleiters stattgefunden, die uns auf der Reise begleitet hat. Allerdings war sie, vermutlich insbesondere wegen des Altersunterschieds, mehr an ihren Vater gebunden und hat wohl auch einen guten Teil seiner Aufmerksamkeit während der Reise beansprucht. Ein gemeinsames Fußballspiel mit einheimischen Kindern, wie im Prospekt beschrieben, hat nicht stattgefunden. Und der Schulbesuch in La Tigra? Eine echte Begegnung zwischen unseren deutschen Kindern und den Costa-Rica-Mädchen hat nicht stattgefunden. Die haben getanzt, was ja nett war, und es gab eine vorbereitete Übergabe von Sprüchen auf ausgeschnittenen Herzen. Aber es gab keine wirkliche Begegnung der Kinder. Man hätte doch z.B. eine gemeinsame Schulstunde machen können. Das fand ich etwas schade. Abgesehen von diesen Punkten war es aber, trotz viel Regen und vielen Mücken, eine schöne und unvergessliche Reise!