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Peruanerin in der Casa-Mantay-Werkstatt lächelt in die Kamera

Peru - La Casa de Acogida Mantay

Zufluchtsort für minderjährige ungewollt schwangere Mädchen

Dieses Projekt haben wir inzwischen erfolgreich beendet.

Die Casa Mantay in Cusco wurde im Jahr 2000 gegründet und gewährte bereits über 200 minderjährigen Frauen und deren Kindern ein Zuhause auf Zeit. Die Mädchen stammen meist aus weit abgelegenen Siedlungen des Departemento Cusco, in denen schwere Lebensbedingungen herrschen. Große Familien leben hier in Armut ohne fließendes Wasser und ohne Strom, dicht gedrängt in einem Raum – nicht selten zusammen mit Ihren Tieren. Um einen Weg aus der Armut zu finden, werden die Mädchen auf andere Haushalte verteilt. Hier übernehmen sie bereits mit 7-9 Jahren die Aufgaben einer Hausangestellten und sehen ihre Familien nur selten. 

Die jungen Frauen in Mantay haben alle einen Leidensweg mit seelischen und körperlichen Misshandlungen hinter sich. Die Vernachlässigung der Eltern spielt dabei eine große Rolle. In der Casa Mantay erfahren sie erstmals Wertschätzung und Unterstützung im täglichen Leben. Die Einrichtung bietet den Müttern und ihren Kindern uneingeschränkte Vollbetreuung – von Unterkunft und Verpflegung über schulische Grundausbildung und psychologische und juristische Betreuung bis hin zur Unterstützung in ein selbständiges Leben. 

In der Regel beherbergt die Casa 14 Mütter und deren Kinder auf einmal. Zehn ehemalige Bewohnerinnen werden darüber hinaus weiterhin in der schulischen Ausbildung unterstützt oder arbeiten in der hauseigenen Kunsthandwerkstatt. Ihre Kinder besuchen während dieser Zeit den Kindergarten der Casa Mantay. Um den Weg in die Selbständigkeit zu erleichtern, werden die ehemaligen Bewohnerinnen ebenso mit Lebensmitteln versorgt bis sie soweit ausgebildet sind, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. 

Wie werden die jungen Frauen unterstützt? 

Die schulische und berufliche Förderung erfolgt entsprechend der Veranlagung und Lebensbedingungen jeder einzelnen Frau. Die Stärken werden von ausgebildeten Lehrern herausgearbeitet und den Frauen wird genug Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben. Ihren Interessen nach sollen sie sich selbst eine Ausbildung suchen und diese abschließen, um den Lebensunterhalt für sich und das Kind selbst verdienen zu können.

Ein besonderer Fokus der Arbeit im Mantay Haus liegt zudem auf der hauswirtschaftlichen Anleitung und der Förderung der Mutter-Kind-Beziehung. Beides erlernen die jungen Mütter meist von Grund auf neu. So erfahren sie Grundwissen in Bezug auf Einkauf, Hygiene und abwechslungsreicher Ernährung oder erlernen den richtigen Umgang mit ihrem Kind. Die Mütter bekommen nicht nur Basiswissen zu Themen wie stillen, Wickeln oder Pflege vermittelt, sondern lernen ihr „ungewolltes“ Kind zu lieben und mit ihm zu leben – begleitet mit Angeboten wie Yoga, Babymassage oder Sport und Spiel. 

Gemeinschaft wird im Haus groß geschrieben. Die jungen Mütter sollen lernen, was man gemeinsam alles erreichen kann und wissen, dass sie nicht alleine sind. Das Organisieren von Festen und Veranstaltungen oder gemeinsame Theateraufführungen stärken das Selbstbewusstsein und vermitteln ein Gefühl von Zugehörigkeit. 

 

Kunsthandwerk als Weg zur beruflichen Selbstverwirklichung 

Während ihres Aufenthalts in Mantay entdecken die jungen Mütter ihre kreativen Fähigkeiten in der angegliederten Werkstatt für Kunsthandwerk. Seit 2001 gehört die Werkstatt zum Projekt dazu. Sie ermöglicht den jungen Frauen einen ersten Einblick in das Arbeitsleben und gibt ihnen Hilfestellung, wie sie später ihren Beruf und das Kind am besten organisieren können. Auch einige der Mütter, die bereits aus der Casa Mantay ausgezogen sind, kommen weiterhin zur Arbeit in der Werkstatt.

In der Werktstatt stellen die Frauen zum Beispiel Handtaschen, Kosmetiketuis, Geldbörsen, Mäppchen, Schlüssel- und Kofferanhänger, Bucheinbände oder Reisemappen her. Je nach Kunde werden Materialien wie Rinds- und Schafsleder oder die traditionellen bunten Stoffe aus Alpaka- oder Schafswolle verarbeitet. So erlernen die jungen Mütter erste handwerkliche Fähigkeiten, die sie im späteren Berufsleben wieder einsetzen können. Der Tagesablauf sieht vor, dass die Frauen nicht mehr als 4 Stunden am Tag in der Werkstatt arbeiten um auch den schulischen und mütterlichen Aufgaben gerecht zu werden. Während der Arbeits- und Schulzeit werden die Kinder im Kindergarten betreut. Die Mütter können sich so ohne Ablenkung auf ihre Aufgabe konzentrieren. 

Die Werkstatt für Kunsthandwerk hat sich zum Ziel gesetzt, qualifizierte und regelmäßige Arbeit für die jungen Mütter zu schaffen sowie die finanzielle Tragfähigkeit des Projektes auf lange Zeit zu sichern. Um dies zu schaffen, werden die Produkte über Kunstgewerbeläden in touristischen Zentren Cuscos vertrieben oder über Kunsthandwerksmessen außerhalb der Stadt angeboten. 

 

Bunter Stoff
Zwei einheimische Kinder in Peru
Foto: Via Natura

Wie unterstützt travel-to-nature das Projekt?

Bei unseren Projekten liegt uns immer die Hilfe zur Selbsthilfe am Herzen. Wir möchten einen Beitrag für das Fortbestehen des Projektes und der Werkstatt leisten, die den jungen Frauen einen sicheren Arbeitsplatz gewährt. 2016 haben wir uns deshalb entschieden über das Projekt unsere Reisemappen zu beziehen. So kommen auch unsere Kunden in den Genuss des bunten Kunsthandwerks aus Peru. Viele Exemplare wurden bereits an unsere Kunden verschickt und wir sind stolz darauf, damit einen kleinen Beitrag für dieses tolle Projekt zu leisten. Momentan decken die Einnahmen der Kunsthandwerkstatt aus dem Verkauf der Produkte die Betriebskosten, die Gehälter der Werkstattmitarbeiter und einige Kosten der Casa Mantay für Nahrung und Betreuung der Kinder der arbeitenden Mütter.

 

Weitere Projekte

Ecuador - Achuar Projekt

Indien - Dorfentwicklung in Sreekandamangalam

Nepal - Milijuli Frauengruppe